Warenexporte aus Lateinamerika bleiben schwach
Ein Aufschwung bei den Exporten von Fertigprodukten aus Lateinamerika ist kurzfristig nicht zu erwarten. Dies ist Ergebnis einer Untersuchung des Kreditversicherers Coface. Waren die Rohstoffexporte zuletzt getragen von der starken Nachfrage aus China und den guten Preisen, lahmen dagegen die Ausfuhr von Produkten schon über die letzten zwei Jahrzehnte.
Hohe Arbeitskosten, schwache Infrastruktur und unzureichende Handelsabkommen sind nach Ansicht von Coface Ursachen für diese schwache Performance in sechs Ländern, die für ein neues „Panorama“ untersucht wurden: Argentinien, Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Chile und Peru. Demnach dürfte auch in den nächsten Jahren der Außenhandel kaum wesentlich zum Wirtschaftswachstum der lateinamerikanischen Länder beitragen.
Eine Reihe von Faktoren trübt den kurz- und mittelfristigen Ausblick. So wurden keine großen Fortschritte in der preislichen Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Im Gegenteil: Aufwertungen der Währungen sowie hohe Arbeitskosten belasten die exportierenden Unternehmen zusätzlich. Dringend notwendige Verbesserungen in der Infrastruktur sind vor dem Hintergrund von Korruptionsskandalen und mangelnder regulatorischer Rahmenbedingungen schwierig. Weiters macht der weltweit zunehmende Protektionismus neue Handelsabkommen mit wichtigen Zielländern unwahrscheinlich.
Zwar stieg der Anteil der Warenexporte am BIP in allen sechs Ländern, aber nicht wesentlich. Zudem scheint sich der leichte Trend seit 2015 wieder umzukehren. Nur in Mexiko, wo das produzierende Gewerbe eine starke Position hat, stieg der BIP-Anteil von 19 Prozent im Jahr 2005 auf 27 Prozent in 2015. In den anderen Ländern lag der Beitrag zum BIP 2015 jeweils unter 5 Prozent.
Lateinamerika müsse unbedingt die Infrastrukturprobleme lösen, auch um die Transportkosten zu senken und die Produktivität zu steigern, heißt es in dem neuesten Coface-Panorama. “Hier wiegt natürlich besonders schwer, dass sich die Länder nicht den nötigen Spielraum durch Reformen geschaffen haben, obwohl der jüngste Rohstoffboom diese Möglichkeit am Silberteller präsentiert hatte”, erklärt Michael Tawrowsky, Country Manager Coface Austria.
Foto: Shutterstock/gualtiero boffi
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