Medizinprodukte-Branche geht bei Compliance in die Offensive
Moderne und innovative Medizinprodukte sind ein wesentlicher Bestandteil eines guten Gesundheitssystems, von dem alle Patienten profitieren. Um dies zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Beschaffern und Anwendern für einen Know-how Transfer unumgänglich und sogar gesetzlich vorgeschrieben. Da diese Beziehungen sehr sensibel sind, hat die AUSTROMED mit der Neufassung ihres Kodex klare Regeln aufgestellt, denen sich alle Mitgliedsunternehmen unterwerfen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurde dieses Regelwerk mit Vertretern der Ärztekammer, des Wiener Krankenanstaltenverbundes und einer Rechtsexpertin diskutiert. Mag. Philipp Lindinger, Geschäftsführer der AUSTROMED: „Die Medizinprodukte-Branche hat in der Öffentlichkeit und bei seinen Partnern ein sehr positives Image. Daher haben sich die AUSTROMED-Mitglieder selbst Regeln auferlegt, die nach den zentralen Grundsätzen der Trennung, Transparenz, Ausgewogenheit, Dokumentation und Außenwahrnehmung höchste Standards erfüllt. Man muss aber realistisch sein - ein Kodex kann nicht von einem Tag auf den anderen das Verhalten einer ganzen Branche ändern. Für die AUSTROMED ist es nun wichtig als Botschafter und Bewusstseinsbildner zu agieren und alle Beteiligten im Gesundheitssektor über die neuen Regeln zu informieren.“
Strenge Regel, aber Spielraum für Augenmaß und Hausverstand
Der neue AUSTROMED-Kodex bezieht sich inhaltlich u.a. auf die Bestimmungen des Strafrechtsänderungsgesetzes und des “Code of Ethical Business Practice“ der Europäischen Dachorganisation „MedTech Europe“. Dr. Monika Ploier, Rechtsanwältin: „Zentraler Punkt jedes Kodex ist es, dass er die Zusammenarbeit nicht unterbindet. Das ist mit dem AUSTROMED-Verhaltenskodex gelungen. Er ist zwar streng gefasst, lässt aber einen Spielraum für Augenmaß und Hausverstand. So ist etwa der Grundsatz der Dokumentation etwas weiter gefasst, sodass sich mit der Angabe von Zweck und Gegenstand der Zusammenarbeit, sowie einem schriftlichen Leistungsbericht der Mehraufwand für die Branchenmitarbeiter in Grenzen hält. Das unterstützt, eine rasche Akzeptanz zu schaffen. Scharfe Regeln, wie etwa die Unzulässigkeit von Spenden an einzelne Personen, sind für die meisten in der Branche schon lange selbstverständlich. In anderen Bereichen sind die Leitlinien neu und müssen die Branche nun erst einmal durchdringen.“
Dr. Karlheinz Kux, Rechtsanwalt und Compliance Officer der Ärztekammer sieht Compliance Richtlinien als sehr wichtig an und gab in seinem Impulsreferat vor allem Tipps, wie man in den Unternehmen die neuen Regeln optimal anwendet. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass zu viele Vorschriften dazu führen können, dass sich Mitarbeiter damit nicht mehr identifizieren können. Dr. Kux: „Regeln müssen so aufgebaut sein, dass sie von den Mitarbeitern gekannt und verstanden werden. Ein Überborden an Vorschriften führt dazu, dass die betroffenen Personen diese nicht mehr einhalten können und das innere Wertesystem verloren geht. Für Compliance Officer ist daher die Anwendbarkeit der Regeln ein Hauptthema. Vor allem am Beginn sollten die Medizinprodukte-Unternehmen ihre Mitarbeiter mehr begleiten als kontrollieren, wodurch deren Eigenverantwortung geschärft werden kann.“
Dr. Stefan Dorner, Vertreter des Wiener Krankenanstaltenverbundes sieht im AUSTROMED-Kodex eine wichtige Basis für die Zusammenarbeit mit der Medizinprodukte-Branche: „Unser Kernauftrag ist die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten in Wien und Umgebung. Da Forschung und innovative Produkte die Medizin erst zur Wissenschaft machen, wollen wir auch weiterhin verlässlicher Partner der Industrie sein. Im Interesse des Patientenwohls bieten wir Spitzenmedizin überall an, wo es sinnvoll ist. Die Wiener Krankenanstalten sind Zentren der Exzellenz und sollen es auch weiterhin bleiben. Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist dabei ein wesentlicher Pfeiler. Gleichzeitig sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter laufend für ein rechtskonformes Verhalten und bieten Unterstützung für wissenschaftliche Leistungen. Wie die Medizinprodukte-Branche haben auch wir klare Vorgaben, die sukzessive weiterentwickelt werden und einen gemeinsamen Rahmen bieten.“
In der abschließenden Diskussion mit Branchenvertretern zeigte sich, dass viele Unternehmen intern sogar noch strengere Regeln anwenden, als sie vom Gesetz oder vom Kodex vorgegeben sind.
Foto,Quelle: Shutterstock/Dusan Petkovic
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