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Barbara Mucha und die Mucha-Administration

Handel drückt Preise: Tausende Bauern demonstrierten vor Spar-Filialen

Die europäische Welle an Bauernprotesten hat jetzt auch Österreich erreicht. Offiziell vom Bauernbund unterstützt und organisiert, blockierten Landwirte lautstark angekündigt in mehreren Bundesländern die Zentralläger von Spar. Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, sieht die Bauernproteste als ein ernstzunehmendes Warnsignal, das nicht nur den Handel wachrütteln sollte. 

 „Wenn wir weiterhin Lebensmittel aus Österreich konsumieren wollen, müssen wir uns wieder als Teil ein und desselben Systems betrachten. Dazu gehören Bauern, Verarbeiter, Handel, Tourismus und Konsumenten. Es geht dabei nicht um eine reine Preisdebatte sondern um ein Überdenken unserer Werte, unserer Konsumkompetenz und dessen, was ein partnerschaftliches Miteinander innerhalb eines Systems ausmacht.“, so Hannes Royer.

Die Politik habe dabei die unterstützende Aufgabe einzunehmen, unsere Lebensmittelproduktion für die Zukunft auszurichten. Royer formuliert, dass wir eine ökologisch-ökonomisch ausgerichtete und zukunftsvisionäre Landwirtschaft brauchen, aus der mit Selbstverständnis nachgefragt und konsumiert werde. Dazu gehören Konsumenten und Einkaufsverantwortliche, die sich ihrer Machtrolle bewusst sind und sich Gedanken darüber machen, was ihnen heimische Lebensmittel wert sind. Dabei gehe es nicht nur um den Preis, sondern auch um unseren Lebensraum, soziale Standards, Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Es stehe nicht weniger als die ganze heimische Lebensmittelproduktion und damit unsere Versorgungssicherheit auf dem Spiel.

Hannes Royer merkt an, dass der heimische Textilhandel zurzeit aufgrund der Corona-Krise um die Frühjahrskollektion zittere: „Was passiert wohl, wenn wir auch bei unseren Lebensmitteln auf Importe angewiesen sind, weil wir unsere Lebensmittelproduktion ausgelagert haben?“

Geiz ist geil Mentalität ist Gift für heimische Qualitätsproduktion

Der Anlass für die aktuellen Bauernproteste ist das enttäuschende Ergebnis in den Preisverhandlungen für den wichtigen Milchsektor. Die Proteste richten sich freilich weit über diesen Anlassfall hinaus gegen ein System mit fehlender Wertschätzung gegenüber den heimischen bäuerlichen Lebensmittelproduzenten. Berechtigterweise aufgezeigt werden Punkte wie die „chronische Aktionitis“ des Lebensmittelhandels, die fehlende Transparenz in der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln oder auch die bewusste Konsumententäuschung durch rot-weiß-rote Fähnchen auf ausländischer Ware. Innerhalb dieses Systems gebe es für den bäuerlichen Familienbetrieb keine Zukunft, titulieren die Protestführer.

Auch Hannes Royer appelliert in Richtung Handel, die permanente Aktionierung von Lebensmitteln einzustellen. Gleichzeitig sieht er alle in der Wertschöpfungskette in der Verantwortung. Das Grundübel habe sich laut Royer im Slogan „Geiz ist geil“ verfestigt. Der Handel baut seit Jahrzehnten seine Werbestrategie darauf auf. Damit spricht er jene Areale im Konsumentenhirn an, die noch immer nach Steinzeitlogik funktionieren. Mit der Aussicht auf „leichte und billige Beute“ lockt der Handel den Urmenschen im Konsumenten ins Geschäft. Das ist die einfache aber funktionierende Logik hinter den ausufernden Aktionen. Werte und bewusstes Kaufverhalten werden dabei über Bord geworfen.

Innerhalb dieser Logik hat aber die österreichische Lebensmittelproduktion mittel- bis langfristig keine Überlebenschance. Österreichs Landwirtschaft wird im beinharten internationalen Preiskampf immer das Nachsehen haben, so Royer. Noch dazu, weil diese höchste Produktionsstandards in den Bereichen Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz einhält. Das belegt auch eine jüngst veröffentlichte internationale Studie der renommierten englischen Zeitung The Economist, die Österreichs Landwirtschaft als die nachhaltigste unter 67 untersuchten Ländern ausweist.

Alle sind gefordert, wenn Geiz nicht länger geil sein soll

Die Bedeutung der Landwirtschaft für Umwelt- und Klimaschutz macht laut Hannes Royer klar, dass die Bauernproteste ein Symptom für eine gesamtgesellschaftliche Schieflage sind: 

Es geht nicht um die Rettung unserer Bauern. Es geht um unser aller Lebensraum. Um unser aller Kapital, das hier auf dem Spiel steht und wofür wir alle Verantwortung tragen. Unsere Bauern, unsere Verarbeiter, der Handel, der Tourismus und wir Konsumenten. Alle sind wir gefordert!“

Was das für die einzelnen Teile der Wertschöpfungskette bedeutet, fasst Royer abschließend zusammen:

„Unsere Bauern stellen nicht nur Lebensmittel her, sondern sorgen auch für unser aller Lebensraum. Wir Konsumenten bestellen durch unser nachhaltiges Kaufverhalten, wie unsere Lebensmittel produziert werden und wie unser Lebensraum für die Zukunft gepflegt und erhalten wird. Der Handel beeinflusst einerseits unser Kaufverhalten und verhält sich andererseits partnerschaftlich gegenüber seinen heimischen Produzenten. Mit den Produkten, die er ins Regal stellt, bestellt er ebenfalls diese nachhaltige Form der Landwirtschaft. Der Tourismus lebt von der Vermarktung des Lebensraums und greift bewusst auf österreichische Lebensmittel zurück. Die Politik schließlich kann sich durch ein Gesetz zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln ebenfalls ganz klar hinter eine hochqualitative bäuerliche Lebensmittelproduktion stellen, die uns alle auch in Zukunft mit Lebensmitteln versorgt.“

Foto: Shutterstock/Jürgen Nowak

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