Gift und Niedriglohn: Fast Fashion – wer zahlt den Preis dafür?
Die Textilindustrie produziert dort, wo es billig ist und zahlt dort, wo die Abgaben niedrig sind – und das ist nicht nur in Asien, sondern auch in Osteuropa. „Billig um jeden Preis, kann kein Ziel einer verantwortungsvollen Konsumentenpolitik sein. Denn bei Mode geht das zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, sagt AK Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic. NGO-VertreterInnen betonen, dass leider auch „Made in Europe“ keine Garantie für menschenwürdige Arbeitsbedingungen der NäherInnen ist. Überdies befinden sich sehr oft auch schädliche Chemikalien in den Kleidungsstücken – es ist höchst an der Zeit zu entgiften. Für fair erzeugte Kleidung braucht es faire Arbeitsbedingungen für die NäherInnen, verlangen die ExpertInnen. Für KonsumentInnen können Gütesiegel ein Wegweiser beim Einkauf sein. Notwendig ist auch eine klare Herkunftskennzeichnung, damit KonsumentInnen wissen, wo ein Kleidungsstück produziert wurde.
Arbeiten für einen Hungerlohn
„Faire Kleidung – der Preis sagt oft wenig. Denn nicht nur günstige Mode, auch teure ist oft mit Billigstlöhnen produziert“, sagt AK Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic bei der AK Veranstaltung. „Den Preis zahlen die Näherinnen und Näher. Sie bekommen für ihre Arbeit einen Hungerlohn – und das nicht nur in Asien, viele Modefirmen lassen auch in Osteuropa nähen. Jeder Arbeitenehmer und jede Arbeitnehmerin hat ein Recht auf einen gerechten Lohn, von dem man leben kann und ein Recht auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen“, so Zgubic.
Michaela Königshofer von der Südwind-Agentur betont, „dass mittlerweile weitreichend bekannt ist, dass Näherinnen und Näher in Asien ausgebeutet werden. Unsere Studie der Clean Clothes Kampagne 'Im Stich gelassen' deckt auf, dass es leider auch in Europa und der Türkei nicht besser ist. ‚Made in Europe‘ ist keine Garantie für menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Die Kluft zwischen den ausgezahlten und existenzsichernden Löhnen ist teilweise noch größer als in asiatischen Produktionsländern", so Königshofer. „Bekleidungsunternehmen müssen sich klar zu einem Existenzlohn bekennen. Sie müssen konkrete Maßnahmen setzen, wer immer für sie arbeitet, egal auf welchem Teil der Welt, einen Lohn erhält, der ein menschenwürdiges Leben ermöglicht.“
Gift aus der Mode verbannen
„Im Rahmen der Detox-Kampagne hat Greenpeace einige der weltweit bekanntesten Kleidungsmarken dazu aufgefordert, mit all ihren Zulieferfirmen zusammenzuarbeiten, um die Vergiftung unseres Wassers durch schädliche Chemikalien zu stoppen“, berichtet Nunu Kaller von Greenpeace. „Es haben sich bereits 23 globale Kleidungsunternehmen und sechs italienische Zulieferer dazu bekannt, Gift aus Ihrer Mode zu verbannen. Greenpeace bleibt weiterhin dran und prüft, wer den Ankündigungen auch Taten folgen lässt oder wer nur Greenwashing betreibt.“
Robert Gordon (ORF) erklärt, dass „Altkleider keine milde Gabe sind. Wer glaubt, dass sein abgelegtes Gewand Bedürftigen zugutekommt, der irrt. Die Ex- und Hopp-Mentalität bei Textilien hat zu einem weltumspannenden Milliardengeschäft geführt. Es ist ein besonderer Zweig der Müllentsorgung mit allen Nebengeräuschen, wie etwa Beteiligung der italienischen Mafia. Am Ende hat es auch Auswirkungen auf die Wirtschaft in den Zielländern, wo Altkleider zu keineswegs niedrigen Preisen an die Verbraucher verkauft werden.“
„Die Komplexität der freiwilligen Regulierung durch Nachhaltigkeits-Standards stellt für Konsumenten schnell eine Überforderung dar“, sagt Marks Starmanns von Fair Fashion Network bei der AK Veranstaltung. „Plattformen wie Get Changed helfen interessierten Konsumenten, sich einen Überblick zu verschaffen. Bisher fehlen jedoch leider den meisten Unternehmen die Anreize, um Bekleidung tatsächlich menschenwürdig und ökologisch einwandfrei zu produzieren.“
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