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Barbara Mucha und die Mucha-Administration

Experten-Interview: Handel ist viel mehr als zu verkaufen

Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch zu den Herausforderungen für einen der größten Wirtschaftszweige Österreichs und über die Notwendigkeit einer vielfältigen Handelslandschaft.

Als oberste Interessenvertreterin des heimischen Handels, mit welchen Herausforderungen sehen Sie die heimischen Händler konfrontiert?

Bettina: Lorentschitsch: Das Kaufverhalten der Konsumenten und ihre Erwartungshaltung an die Produkte und Händler haben sich in den vergangenen Jahren tiefgreifend verändert: Immer besser vorinformierte Kunden suchen weniger ein bestimmtes Produkt, sondern oft eher eine Marke, eine Serviceleistung oder eine Problemlösung. Der Handel ist daher nicht nur Verkäufer und Dienstleister, sondern immer mehr auch ‚Problemlöser‘.Der dynamische Wandel im Einzel-, Groß- und Außenhandel stellt die österreichischen Handelsbetriebe im Hinblick auf die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig vor neue Herausforderungen: Dazu gehören beispielsweise immer komplexere elektronische Systeme in den Bereichen Einkauf, Warenwirtschaft und Rechnungswesen.Daher freut es mich besonders, dass 2014 das Jahr der Premiere für eine Innovation in Sachen Weiterbildung im heimischen Handel war: Mit der neuen „Berufsakademie Handel“ gibt es für ganz Österreich erstmals eine praxisbezogene, berufsbegleitende Weiterbildung auf Hochschulniveau für Lehrlinge, Mitarbeiter, Wieder- und  Quereinsteiger sowie Unternehmensgründer im  Handel.

Wie gut sind die heimischen Händler im wachsenden Onlinehandel aufgestellt?

Tatsache ist, dass sich die Umsätze im Online-Handel weit dynamischer entwickeln als im klassischen Handel: Nach der von der Bundessparte Handel in Auftrag gegebenen Studie „Der österreichische Interneteinzelhandel 2014“ betragen die Ausgaben der Österreicher im Internet bereits knapp 6 Milliarden Euro pro Jahr. Es gibt viele österreichische Händler, die nach dem Grundsatz „Das Beste aus beiden Welten“ sowohl mit dem stationären Ladengeschäft als auch im World Wide Web  erfolgreich sind.

Und wie steht es um die immer wieder angesprochene angebliche Gefährdung des stationären Handels durch das Internet?

Nach der von der Bundessparte Handel in Auftrag gegebenen Studie „Der österreichische Interneteinzelhandel 2014“ betragen die Ausgaben der Österreicher im Internet bereits knapp 6 Milliarden Euro pro Jahr. Die Entwicklung ist damit extrem dynamisch, der Umsatz des österreichischen Internethandels ist innerhalb von nur 3 Jahren um 30% gewachsen. 2,9 Milliarden Euro werden bei österreichischen Interneteinzelhändlern ausgegeben. Dies zeigt den Wermutstropfen der Entwicklung, weil es bedeutet, dass leider etwa die Hälfte der Ausgaben der österreichischen Konsumenten im Web ins Ausland fließt. Dieser Kaufkraftabfluss österreichischer Konsumenten stellt nicht nur für den österreichischen Handel, sondern mittlerweile auch volkswirtschaftlich ein massives Problem dar.
 

Wie begegnet die Wirtschaftskammer dieser Tendenz?

Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt in den massiven Wettbewerbsnachteilen der österreichischen Händler. Trotz der Harmonisierung vieler Rechtsbereiche auf EU-Ebene bestehen nach wie vor massive Unterschiede in den Rahmenbedingungen für den Einzel- und Großhandel zwischen den einzelnen EU-Mitgliedstaaten. Dies betrifft nicht nur die Bereiche Abgaben und Steuern, sondern auch soziale und arbeitsrechtliche Standards wie auch die Vorgaben im Umweltbereich. Diese Unterschiede führen im Ergebnis dazu, dass grenzüberschreitend tätige Versand- und Onlineplattformen gegenüber österreichischen Händler Kostenvorteile und damit Preisvorteile generieren können und österreichische Händler dadurch zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Die Politik ist daher aufgerufen, rasch gleiche Wettbewerbsbedingungen für österreichische Händler gegenüber ausländischen Online- und Versandplattformen zu schaffen. Nur so kann die Position des heimischen Handels nachhaltig und langfristig gestärkt und eine vielfältige Handelslandschaft in Österreich gesichert werden. Dies muss durch die EU-weite Angleichung sämtlicher Abgaben und Entsorgungspflichten im Urheber-, Umwelt- und Steuerrecht erreicht werden.
 

Der österreichische Handel ist nicht nur als Leitbranche, er wird auch gerne mit dem Bild eines Tankers beschrieben, das auf rauer See Kurs hält und widrigen Bedingungen trotzt.

Ja, die Entwicklungen – etwa in Bezug auf Auflagen und Regulierungen - sind oft fordernd. Und mittelfristig gesehen, befindet sich – Stichwort „Handel im Wandel“ - auch die Handelslandschaft in einem weitreichenden Umbruch. Faktum ist aber auch, dass der Wirtschaftszweig Handel sich durch Stabilität auszeichnet, insbesondere im Bereich Beschäftigung: Trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten bieten Außen-, Einzel- und Großhandel in Österreich bereits mehr als einer halben Million Menschen interessante und abwechslungsreiche Jobs. Ich möchte aber auch in Erinnerung rufen, dass Handel mehr bedeutet als Waren zu verkaufen, sie an den Mann, an die Frau zu bringen. Rund 42.000 stationäre Einzelhandelsgeschäfte gibt es in ganz Österreich: Dort wird man beraten, sie sind Oasen der Begegnung und Kommunikationszentren. Allerdings brauchen insbesondere die kleinen Nahversorger in den Stadt- und Ortskernen die konkrete Unterstützung der Konsumenten: Bei denen haben die Nahversorger zwar hohe Sympathiewerte. Aber von Sympathie alleine kann man nicht leben …

Foto: © Kalim

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